Kürzlich erzählte ich über meine Eindrücke vom deutschen Volkslied "Die Vogelhochzeit". Dabei erwähnte ich auch kurz unser Singen und Tanzen damals aus unserer Studentenzeit in Greifswald. Wenn wir unter uns waren oder mit den deutschen Studenten zusammen gefeiert haben, dann haben wir immer viel Spaß mit unserem traditionellen Bambustanz gehabt.
Man kann viele Bilder und Videos zum Bambustanz im Netz finden. Vor allem Touristen durch Thailand, Vietnam, Phillippinen, Indonesien und sogar durch Indien kennen diesen Bambustanz. Aber welche Bedeutung hat dieser Bambustanz für uns, in Vietnam?
Bambustanz ist bei uns ein sehr beliebter traditioneller Tanz der Volksgruppen Muong und Thai in der nordwestlichen Bergregion Vietnams. Es wird dort meist an Festtagen in Gruppen getanzt.
Zum Tanzen werden dort werden 2 Sorten an Bambusstäben (Sạp) benötigt:
+ 2 lange Bambusrohre etwa 3-4 m lang und 3-4 cm Durchmesser
als Tanzfeldbegrenzung aber auch als Klangkörper.
+ mehrere kleinere, etwa 2 -2,5 m lange Bambusrohre.
Die kleineren Bambusrohre werden paarweise senkrecht auf die langen Stäbe gelegt. Das rhythmische Schlagen der kleineren Stäbe auf die großen Rohre, das ergibt den typischen Sound und macht die große Wirkung und Faszination dieses Tanzes aus.
Hier tanzen vietnamesische Studenten und Greifswalder Gymnasialschüler gemeinsam den Bambustanz (Projekttage Juni 2004)
Beim Tanzen gibt es 2 Gruppen von Tänzern: eine Tanzgruppe und eine Führungsgruppe. Jede Gruppe besteht aus 2, 3 oder mehreren Paaren. Die Führungsgruppe (oder auch die Rhythmusgruppe) sitzen paarweise an den Enden der kleineren Bambusrohrpaaren und schlagen auf die langen Bambusrohre im vier-viertel Takt. Die Tanzgruppe tanzt auch in Paaren nach diesem Rhythmus.
Früher gab es noch keine Musik zum Tanz. Nur der Rhythmus des Schlagens der Bambushölzer wirkte. Erst später, in den 50-iger Jahren, haben die Komponisten Sao Mai und Đỗ Nhuận in Anlehnung an einer Thai-Volklore die heute so bekannte Melodie für den Bambustanz geschrieben. Zum Tanz wird seitdem nun auch gesungen.
Also, Thai und Muong tanzen immer, wenn es bei ihnen etwas Besonderes zum Feiern gibt: zu den verschiedenen Festen im Jahr und auch zum Erntedankfest.
Wir, die Kinh, wir haben diesen Tanz von den Muong oder Thai übernommen. Als ich in die Schule ging, haben wir den Bambustanz meist während der Zeltlagerzeit getanzt. Die Jugend tanzte den Bambustanz sehr gern. Es musste nicht immer erst einen besonderen Anlass geben, z.B. vor einer Versammlung wurde auch häufiger getanzt. Heute ist so etwas jedoch seltener.
ZELTLAGERZEIT = Die Frauenorganisation, die Jugendorganisation des Dorfes und der Elternverband der Schule organisierten und unterstützten damals für die Kinder von der 2. bis 5. Klasse einmal jährlich, meist im Juni, 3 bis 4 Tage eine solche Zeltlagerzeit. Wir zelteten entweder auf dem Hof der Schule oder auf irgend einer freien Fläche des Dorfes. Wir spielten, sangen und tanzten u.a. auch diesen Bambustanz im Wettbewerb unter den verschiedenen Gruppen. Dann kam der Krieg. Es wurde lange Zeit nicht mehr fortgesetzt. Eigentlich dachte ich, dass es heute so etwas in dieser Form nicht mehr gibt. Aber solche Campingtreffen scheinen an einigen Universitäten in Hanoi wieder neu aufzukommen.
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